Fordert uns die Bibel zu aktiver Selbstliebe auf?

Selbstliebe ist ein präsentes Thema in den sozialen Medien und auch im gesellschaftlichen Leben. Doch ist es für die das zwischenmenschliche Zusammenleben förderlich?

Ich habe mir dazu einige Gedanken gemacht. Und um direkt auf die Frage im Titel eingehen: ich habe erkannt, dass ich viele Jahre die falsche Antwort gegeben habe. Denn die Wahrheit ist: Nein, die Bibel fordert uns nicht zu Selbstliebe auf. Im Grunde genommen kann man sagen, Selbstliebe ist genau das Gegenteil von dem, wozu uns die Bibel auffordert.

Die Basis für das Argument, dass Selbstliebe biblisch sein soll, ist eine ganz bestimmte Bibelstelle. Das höchste Gebot: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und ganzem Verstand. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ Matthäus 22,37-40

Nun, wie du bereits gesehen hast, habe ich einen bestimmten Teil des Bibeltextes markiert und betont. Es gibt zwei mögliche Interpretationsmöglichkeiten für diesen betonten Teil. Und ich glaube, dass die Menschen im Westen, die ja sehr von Selbstbezogenheit, Egoismus und Individualismus geprägt sind, diesen Satz von Jesus falsch verstanden und ausgelegt haben. Diese Auslegung besagt: „Wenn du deinen Nächsten, wie dich selbst lieben sollst, dann musst du dich zuerst lieben, damit du andere lieben kannst.“ Ich bin ehrlich. Mein ganzes Leben lang habe ich diese Bibelstelle auch so verstanden. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Am Ende des Beitrags werde ich einen Podcast teilen. Als ich mir diesen Podcast angehört habe, habe ich endlich verstanden, was Jesus mit dieser Aussage wirklich gemeint hat.

Die Bibel sagt uns in Epheser 5,29 dass kein Mensch sein Fleisch- also seinen Körper je gehasst hat. Sondern er nährt und pflegt ihn täglich. Und wenn wir ehrlich mit uns selbst sind, dann können wir dem nur zustimmen. Wir Menschen lieben uns selbst ganz von Natur aus. Das muss uns nicht erst jemand sagen oder beibringen. Das ist unsere Natur. Und Gott weiß das natürlich. Wenn er uns also sagt, dass wir unsere Mitmenschen so lieben sollen, wie wir uns selber lieben, dann gibt er uns mit „wie dich selbst“ einen Maßstab dafür wie wir den Nächsten lieben sollen. Nämlich so wie wir uns bereits selbst lieben. Dieser Satz aus Matthäus 22,39 fordert uns also nicht indirekt dazu auf, uns selbst aktiv zu lieben. Eigentlich würde das nämlich der gesamten Schrift widersprechen. Der letzte Satz der Bibelstelle sagt aus, dass an diesen beiden besagten Geboten das ganze Gesetz und die Propheten hängt. An dieser Stelle kannst du gerne die ganze Schrift durchlesen und suchen und mir gerne eine Bibelstelle zeigen die besagt, dass du dich selbst lieben sollst (im richtigen Kontext bitte!). Du wirst keine finden. Im Gegenteil. Wenn du dir mal allein die 10 Gebote durchliest, findest du nur Dinge geschrieben, die du nicht tun sollst- und zwar sind das alles negative Dinge, die man dem Nächsten nicht antun soll. Und außerdem findest du auch im alten Testament im 3. Mose 19,18 den selben Satz: Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.

Wozu Jesus uns also auffordert ist die aktive Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen. Zur Liebe zu den Mitmenschen hier ein paar Beispiele: Römer 12,10+14+20+21; Philipper 2,3; 1. Petrus 1,22; Lukas 6,35. Diese Verse fordern uns entweder direkt oder indirekt dazu auf unsere Menschen aktiv zu lieben.

An dieser Stelle möchte ich aber betonen, dass ich persönlich davon überzeugt bin, dass es sehr wohl Menschen gibt, die sich selbst hassen. Sie verletzten sich und oft auch andere. Doch wenn wir es genau nehmen, dann ist dieser Vers nicht wirklich an diese Menschen gerichtet. Denn diese sind sowieso so sehr mit sich selbst beschäftigt und damit „wie furchtbar sie sind“, diese Menschen werden sich sicherlich nicht darum bemühen, anderen Gutes zu tun, während sie sich selbst nur fertig machen und hassen. Diese Menschen brauchen in aller erster Linie eine Begegnung zu Jesus. Denn nur diese Begegnung kann sie heil machen und wiederherstellen, sodass sie kein verstörtes Bild mehr von sich selbst, von Gott oder irgendwelchen anderen Menschen haben. Dann werden sie sich selbst auch annehmen und sich bedingungslos geliebt und angenommen fühlen können. 1. Weil sie wissen, wer sie in Christus sind und somit ihren Wert kennen und 2. Weil sie dann Jesus Liebe für sich selbst spüren. Wenn man Jesus und seine Liebe gefunden hat, wird man heil. Und das führt mich auch zu meinem Nächsten Punkt: Wenn du weißt, dass du bedingungslos geliebt bist – und dass die Person, die dich so sehr liebt auch für dich gestorben und deine Seele gerettet hat – dann brauchst du dich nicht aktiv selber lieben und immer ganz besonders behandeln um dich geliebt zu fühlen. Gottes Liebe ist genug. Und seine Liebe, die dann in dir wohnt, wenn du Jesus angenommen hast, ist eine selbst-aufopfernde Liebe. Diese Liebe denkt nicht zuerst an sich, sondern an andere. Und genauso sollen wir uns unseren Nächsten gegenüber verhalten. Ein kleines Beispiel soll dir nochmal genau zeigen, wie das gemeint ist. In Matthäus 5,40 steht Folgendes: Und wenn jemand mit dir vor Gericht gehen und dein Hemd nehmen will, dem überlass auch den Mantel.

Nun- was würde die Selbstliebe machen? Die Selbstliebe ist selbstbezogen und denkt an das EIGENE Wohl. Die Selbstliebe würde sicherlich nicht zulassen, dass das eigene Hemd genommen wird, geschweige denn noch dem anderen den Mantel dazu geben. Doch genau dazu fordert uns das Wort Gottes auf. Das Wort sagt uns auch, dass wir sogar unsere Feinde lieben sollen und beten sollen für die, die uns verfolgen (Matthäus 5,44). Das nenne ich bedingungslose Liebe. Das hat Jesus unser Vorbild uns vorgemacht. Und so sollen wir auch handeln. Und wo wir schon bei Jesus als Vorbild sind.

Du magst bei alldem einwenden, dass man aber auch mal an sich selbst denken und Zeit für sich braucht. Ja, das möchte ich auch nicht abstreiten. Aber eben das ist ja bereits in dem „wie sich selbst“ bereits klar dargestellt. Wir lieben uns sowieso. Wir kümmern uns sowieso um uns. Aber genauso sollen wir uns AUCH nicht `Nur` um andere kümmern. Und ja, wir brauchen auch Zeiten, wo wir mal „nichts“ tun und mal nicht anderen dienen. Jesus nahm sich auch Auszeiten. Doch was hat er in diesen Auszeiten gemacht. Er hat nicht über sich selbst und sein menschliches Dasein philosophiert. Er hat gebetet. Denn das ist auch das, was wir wirklich brauchen. Wir finden nicht neue Kraft und Freude, wenn wir uns mit uns selbst beschäftigen. Denn aus uns selbst bekommen wir keine neue Kraft. Sondern Kraft zum Leben und Lieben finden wir nur, wenn wir auf Gott schauen und Zeit in seinem Wort und seiner Gegenwart verbringen. Nur da findest du Hoffnung, tiefen Frieden und Ruhe.

Ich weiß ja nicht, was du so für Erfahrungen gemacht hast, aber ich persönlich habe- wenn ich über mich selbst und über bestimmte Situationen einfach nachgedacht oder vielleicht auch Tagebuch geschrieben habe- keine Freude oder neue Orientierung gefunden. Ich war nachher teils noch verzweifelter und hoffnungsloser. Sondern nur, wenn ich diese Situationen und auch meine Herzensanliegen und Schwierigkeiten vor Gott gebracht habe, dann habe ich Wegweisung bekommen. Insbesondere durch Gottes Wort. Ein wunderschöner Vers, dessen Realität ich oft in meinem Leben erlebt habe steht in Jesaja 40,31: Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler. Dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
An dieser Stelle möchte ich auch dich ermutigen, auf Gott zu schauen. Gib ihm ab, was dich bedrückt und hoffe auf ihn (siehe Matthäus 11,28). Du wirst nicht enttäuscht werden.

Und zu guter Letzt noch einmal:

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und ganzem Verstand. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.

 

Den Podcast den ich erwähnt habe findest du auf Spotify: LIEBEZURBIBEL- Zeitgeist der Selbstliebe

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Allgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert